Fond. Gottfried Matthaes
Leonardo da Vinci in Mailand
zwei große Dauerausstellungen im
Museo
d'Arte e Scienza |
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Milano,
Via Quintino Sella 4 - Piazza Castello |
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Die einzigartige
Vorrangstellung
Leonardos für die menschliche Kunst
Große
Maler wie Michelangelo, Raffael und Leonardo sind
einzigartig, und zu spekulieren, wer von ihnen der
Größte war, ist verlorene Liebesmüh: Alle genialen Maler
erstreben eine perfekte malerische Darstellung ihrer
Ideen, die jedoch von der Ungeschicklichkeit der
menschlichen Hand und den Materialien eingeschränkt
wird.
Leonardo da Vinci, und nur er, übertraf in dieser
Hinsicht alle anderen Maler. Sein Leben lang notierte er
mit Worten und Zeichnungen seine Ideen und Empfehlungen,
wie man ein guter Maler wird, auf Stücke von Papier, die
später zum Traktat von der Malerei zusammen
gefasst wurden.
Leonardos Lehre ist
eindeutig und klar: Der Maler sollte mit
wissenschaftlichen Methoden und Überlegungen die Natur
und ihre Erscheinungen beobachten und diese kopieren;
denn sie sei von unübertreffbarer, unerschöpflicher und
herrlicher Schönheit. Das war auch die Lehre aller
Künstler seit dem Beginn der menschlichen Kultur bis zum
19. Jh., nur war diese Lehre noch nie so klar
niedergelegt worden.
Nach den
heutigen Vorstellungen der Kunst ist ein Buch mit dem
Inhalte des Traktates undenkbar, sodass Leonardo für
immer der herausragende Maler und Theoretiker der
klassischen Kunst sein wird.
Seine Gedanken über die Prinzipien der modernen Kunst
sind im Saal 12 der
Ausstellung illustriert ()
. Bedeutend ist seine Meinung, dass die Werke der Natur
größer sind als die Werke der Menschen. Die heutige
Kunst dagegen legt großen Wert auf den schaffenden
Künstler und seine Werke.
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Die zwei Dauerausstellungen im
Museo d'Arte e Scienza:
Leonardo
als Universalgenie in der Ausstellung:
"Leonardo Bürger von
Mailand"
Im Jahre 1483 bewarb sich Leonardo beim
Herzog von Mailand als Experte für Kriegs – und
Industriemaschinen, Schifffahrtskanälen, als Maler,
Architekt, Bildhauer und Veranstalter von Hoffesten.
Dieses Versprechen zwang ihn in den zwanzig Jahren
seines Aufenthaltes zu höchster Aktivität und zur
Anwendung aller seiner außerordentlichen Talente. |
Einige Ausschnitte aus der Ausstellung
"Leonardo Bürger von Mailand"
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Auf einer zeitgenössischen Stadtkarte
sind alle Orte angezeigt, wo Leonardo als Bürger,
Künstler, Techniker oder Wissenschaftler tätig war. |
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LEONARDO ALS ERFINDER VON KRIEGSMASCHINEN
Ein Kriegschauplatz mit Panzerfahrzeugen,
Sichelwagen, Maschinenkanonen und anderem von
Leonardo entworfenem Gerät. |
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Leonardo
als VERANSTALTER von HOFFesten,
als Entwerfer von Kulissen, Kostümen und
Musikinstrumenten.
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Das Genie
Leonardos
wird anhand seines
Letzten Abendmahls im Vergleich mit ähnlichen
Gemälden zeitgenössischer Maler nachgewiesen. |
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Während seines
Mailänder Aufenthaltes widmete sich Leonardo
eingehend dem Studium der Optik und der Perspektive.
Ausgestellt ist das Modell seines
"Prospettometro".
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Leonardo als Bildhauer
Viel
Zeit verbrachte Leonardo mit Studien und Zeichnungen für ein
monumentales, bronzenes Reiterstandbild Francesco Sforzas, das
jedoch nie gegossen wurde.
Es
steht fest, dass Leonardo keine einzige Statue zugeschrieben
werden kann.
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Diese überlebensgroße neuzeitliche Bronzestatue nach
seinen Zeichnungen steht im Mailänder Hippodrom
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Studien für diese Pferdestatue |
Das
Geheimnis des Lächelns der Mona Lisa
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Zum
500-jährigen Geburtstag Leonardos im
Jahre 1950 organisierte der Louvre
zusammen mit anderen Museen ein
internationales Studienprojekt zur
Erforschung von Leonardos spezifischer
Maltechnik. Das Mailänder Museum wertete
die Studien aus und kam zu
aufschlussreichen Erkenntnissen.
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Die Röntgenaufnahme zeigt, dass sich im
Gegensatz zu anderen Gemälden (etwa dem
Rembrandt-Bildnis) die Pinselstriche der
Mona Lisa unter der Oberfläche
der Malschicht auflösen. Ein Beweis für
das Geheimnisvolle in Leonardos Technik.
Die geheimnisvolle Anziehungskraft der
Gemälde Leonardos beruht auf ihren
unsichtbaren Pinselstrichen.
Leonardo
fügte hauchdünne Schichten von Farbe so
übereinander, dass er an jedem Punkte
des Bildes die gewünschte Wirkung
erreichte.
Auf diese
Art verschwinden klare Konturen von
Dingen und Einzelheiten.
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Röntgenbilder
mit freundlicher Genehmigung des Louvre |
Ein gutes Beispiel liefert die
Makroaufnahme der Lippen der Mona Lisa.
Diese Lippen, welche das Lächeln
hervorzaubern, existieren gar nicht.
Die Umrisse sind Übergänge von Farben.
Das
geheimnisvolle Lächeln der Mona Lisa,
das Generationen von Bewunderern
verzaubert hat, beruht auf dem Umstand,
dass jeder Betrachter den Mundausdruck
auf seine Art deuten kann.
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Die Unmöglichkeit, Leonardo zu kopieren
Da die Technik des Meisters dem Kopierer
unbekannt ist, kann er nur das Bild "wie
es erscheint" nachmachen. Als Beispiel
dient hier ein Vergleich von Augen und
Mund des Originales mit einer guten
rezenten Kopie. |
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Rezente
Kopie der Mona Lisa (F. Pari)
Leonardos Mona
Lisa |
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Das
bedeutendste Werk Leonardo
da Vincis
in einer Dauerausstellung im
Museo d'Arte e Scienza
(Saal 11 und 12) |
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Sinn und Zweck der
Ausstellung
Diese außerordentliche
und einzigartige
Ausstellung wendet sich
an die
Malereibegeisterten,
die nach dem Besuch
einer Bilderausstellung
– sei es antiker oder
moderner Malerei – das
Gefühl haben, eine
schöne Ausstellung
gesehen zu haben, aber
nicht wirklich im
Stande waren, ein
echtes Kunstwerk von
einem gefälligen Bild zu
unterscheiden
oder die Farbenwahl
eines avantgardistischen
Malers zu verstehen.
Wer
könnte da nicht ein
besserer Führer und
Lehrmeister sein als
Leonardo da Vinci,
der in seinem
Traktat von der Malerei
grundlegende Maßstäbe
und Regeln festgesetzt
hat, die jeder
ernsthafte Maler
befolgen sollte?
Sinn und
Zweck dieser Ausstellung
im Museo
d’Arte e Scienza
besteht gerade darin,
durch die Gedanken und
Lehren Leonardo da
Vincis sozusagen einen
Schlüssel
zum Verständnis
der Malerei zu liefern.
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Leonardo
pflegte – wo auch immer
er sich befand – seine
Gedanken mit wenigen,
nicht immer leicht
verständlichen Worten
und vielen
Wiederholungen auf
einzelnen Blättern
aufzuzeichnen. Es
handelt sich um tausende
von losen Blättern, die
in den vergangenen
Jahrhunderten zu einem
Buch mit dem Titel
„Traktat über die
Malerei“ zusammengefasst
wurden. Diese Sammlung
kann als Leonardos
bedeutendstes Werk
angesehen werden und
gilt unter den
einschlägigen Schriften
über Kunst als das
wichtigste Buch.
Die darin enthaltenen
Regeln und Ratschläge
sind für Maler bestimmt
und weisen ihnen den
Weg, ernsthafte Künstler
zu werden. Ebenso helfen
sie dem Betrachter eines
Bildes, dessen
künstlerischen Wert zu
erkennen und zu
schätzen.
Daher
lautet der Titel des
Ausstellungskatalogs:
„Die Kunst mit den Augen
Leonardos verstehen“.
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Das „Traktat von der
Malerei“ hätte
eigentlich ein
„Bestseller“ werden
müssen, wurde aber wegen
seiner schweren
Lesbarkeit wenig
verstanden und
konsultiert.
Das
Museo d'Arte e Scienza
hat sich nun zum Ziel
gesetzt, das Traktat
verständlicher zu
machen, indem man es
nach den einzelnen
Themen ordnet, die zu
langen Texte kürzt, die
zahlreichen
Wiederholungen weglässt,
die bedeutendsten
Konzepte illustriert und
dann alles in einer
Dauerausstellung
zusammenstellt.
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Ausschnitte aus der Ausstellung
zum Traktat von der
Malerei
vorgestellt vom Museum
unter dem Titel:
"Die Kunst mit den Augen Leonardos verstehen"
Zu beachten!
Für einige Artikel wurde
der Wortlaut der ersten deutschsprachigen Ausgabe in der
Übersetzung H. Ludwigs
(1909) übernommen.
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Art. 406*
Worauf ist des Malers Absicht
vornehmlich gerichtet
Die erste Absicht
des Malers ist, zu machen, dass eine ebene Fläche
sich als ein erhabener... Körper darstelle...
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Art. 43
Vom zweiten
Prinzip der Malerei
Das zweite Prinzip der Malerei ist
der Schatten des Körpers, der durch sie vorgestellt
wird...
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*= Die Nummerierung der Artikel wurde übernommen aus:
Leonardo da Vinci, Trattato della Pittura. Hrsg. TEA, 1995
(Neudruck 1999).
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Art. 322
Von den Gebärden der Menschen
Es seien die Gebärden, welche die
menschlichen Figuren mit ihren Gliedmaßen machen, so
disponiert, dass sich in ihnen die Absicht der Seele
deutlich ausspricht. |
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Art. 6
...Die Malerei...
dringt ins Innere selbiger Körper ein, indem sie
deren eigentümliche Kräfte in Betrachtung zieht... |
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Art. 36
...die Malerei stellt die
Durchsichtigkeit von Dingen dar...
...
er (Maler) zeigt
die Nebelschichten...
Regenschauer, die
hinter ihrem Schleier Wolken samt Bergen und Tälern
sehen lassen...
und so ganz
unzählbare andere Dinge der Wirklichkeit... |
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Art. 9
Wie der Maler
Herr ist über Leute aller Art und über alle Dinge
Will der Maler
Schönheiten erblicken, die ihn zur Liebe bewegen, so
ist er Herr darüber, sie ins Dasein zu rufen... |
Hieronimus Bosch |
Art. 9
... und will er
Dinge sehen, ungeheuerlich, zum Erschrecken, oder
drollig und zum Lachen, oder aber zum Erbarmen, so
ist er darüber Herr und Gott...
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Art. 9
Wie der Maler Herr ist über
Leute aller Art und über alle Dinge
...was es im
Weltall gibt, sei es nun in Wesenheit und Dasein,
oder in der Einbildung, er hat es, zuerst im Geist
und dann in den Händen,...
sie erlauben es, mit einem einzigen Blick die
Harmonie aller Dinge zu erkennen. |
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Art. 254
Von Farben
Der Stoff welcher sich zwischen dem
Auge und dem gesehenen Objekt befindet, verändert
die Farbe des Objektes, so wie die blaue Luft die
fernen Berge blau erscheinen lässt... |
Eine Abteilung der Ausstellung |
Art. 186
Von der Gegenüberstellung einer
Farbe mit anderen, derart, dass sie einander Anmut
verleihen
...bediene dich der Regel, welche
die Sonnenstrahlen im Bogen am Himmel, befolgen... |
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Art.
36
Die Malerei
ist von größerer Erwägung, von größerer
Kunstfertigkeit und wunderbarer als die
Skulptur; denn Notwendigkeit zwingt den Verstand
des Malers, sich in den Verstand der Natur
selbst zu verwandeln und zum Dolmetscher
zwischen selbiger Natur und der Kunst zu
werden... |
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Art. 500
Von der Statue
Willst du eine Figur in Marmor
machen, so mache dafür zuerst eine von Ton.
Nachdem du dieselbe getrocknet hast, stelle sie
in eine Kiste... so habe Stöckchen, die genau in
die kleinen Löcher passen und so, dass sie die
Figur an verschiedenen Stellen berühren... |
Die Meinungen Leonardos, die
moderne Kunst betreffend (mit Vorbehalt)
Perfekte Zeichnung von Picasso 1895 ausgeführt
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Späteres Gemälde von Picasso
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Art. 63
Art und Weise, den Geist des
Malers zu verschiedenerlei Erfindungen zu mehren
und anzuregen
...es möge dir nicht mäßig
erscheinen, manchmal stehen zu bleiben und auf
die Mauerflecken hinzusehen oder in die Wolken
für neue Erfindungen.
Sorge aber vorher, dass du alle die Gliedmaßen
der Dinge, die du vorstellen willst, gut zu
machen verstehst… |
Leonardos Traktat von der
Malerei in einer
leicht verständlichen, gekürzten und reich
bebilderten Erstausgabe
Diese seit langem erwartete gekürzte und leicht
verständliche Ausgabe mit 158 Seiten und 160 künstlerischen
Farbfotos erschien im Jahre 2003 aus Anlass der
Leonardo-Ausstellungen im Mailänder Museum.
Die bisherigen Ausgaben in verschiedenen
europäischen Sprachen hätten aufgrund ihrer enormen Bedeutung
für die Kunst ein Bestseller werden können. Die Kompliziertheit
der langen Texte und die unzähligen Wiederholungen der gleichen
Gedanken verhinderten jedoch die Verbreitung und gebührliche
Würdigung.
Dieses Buch wählt aus den Tausenden von Artikeln
diejenigen aus, die für das Kunstverständnis bedeutungsvoll
sind; es wurde mit den zugehörigen Zeichnungen Leonardos,
Farbfotos seine Gemälde und hochwertigen, seine Gedanken
erläuternden Kunstobjekten illustriert. Die Texte verwenden
ausschließlich die Worte Leonardos.
(Sehr gute Beurteilung bedeutender
Leonardoforscher)
Das Buch ist im
Museum oder per Post für € 20,00 in Italienisch und Englisch
erhältlich. Deutsche und französische Ausgabe online
(www.LeonardoTeacherofPaintinginMilan.com).
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